Mario Weißensteiner: Smart Home für mehr Wohnkomfort

Interview mit Mario Weißensteiner
Mario Weißensteiner ist CEO von homee GmbH in Berlin. Mit ihm sprechen wir über die Smart-Home-Welt, wachsende Produktpalette sowie Wohnkomfort.

Unsere Welt soll schöner, sauberer und moderner werden. Smart Home-Technologien sind ein Teil davon, aber scheinen durch die große Vielfalt teuer und nicht bezahlbar zu sein. Wie sehen Sie das?

Mario Weißensteiner: Die Smart-Home-Welt bietet eine stetig wachsende Produktpalette, Preise spielen da natürlich eine Rolle. Es gibt allerdings große Unterschiede bei den Kosten, je nachdem, welchen Designanspruch man hat und welche Technologie genutzt wird. Beispielsweise sind kabelgebundene Bussysteme um ein Vielfaches teurer als funkbasierte Systeme.  Bei homee haben wir uns dazu entschieden, eine offene Zentrale zu entwickeln, die herstellerübergreifend funktioniert und modular um alle gängigen Funksysteme erweiterbar ist. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität und somit Individualisierbarkeit. Zudem können neu entwickelte Technologien bzw. Funksysteme jederzeit als Erweiterungen in die Zentrale integriert werden, wodurch eine zukunftsträchtige Smart Home Lösung erreicht wird. Wichtig ist an dieser Stelle noch zu erwähnen, dass mit einem Smart Home die Strom- und Heizkosten reduziert werden können, so rechnet sich das System oft schnell und CO2 wird auch noch eingespart.

Ein Überangebot an unterschiedlichen Smart-Devices für die Bereiche Sicherheit, Licht, Energie, Wärme, Multimedia oder Haus-Technik ist beinahe verwirrend. Worauf sollte der „Neu-Einsteiger“ den Fokus legen, welche Bereiche haben Vorrang?

Mario Weißensteiner: Bei der Frage, welcher Bereich beim „Neueinstieg” den Anfang machen sollte, kommt es im Prinzip auf die Bedürfnisse des Kunden an. Jeder Mensch ist anders, jedes Haus und jeder Bedarf unterschiedlich. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass sich die große Mehrheit für ein Smart Home entscheidet, weil es mehr Wohnkomfort bietet. Klassiker sind hier etwa die automatische Licht- oder Heizungssteuerung, elektrische Türschlösser oder Rollläden, die per Sprachsteuerung bedient werden. Es kann aber ganz hilfreich sein, wenn man sich als „Neu-Einsteiger” erst einmal auf den Bereich konzentriert, der für einen selbst am wichtigsten ist. Als Beispiel könnte das der Bereich Wohlergehen und Anwesenheitserkennung der Kinder sein. Das grenzt dann die benötigten Produkte und die Anforderungen an die Smart Home Lösung gut ein und man ist als Anfänger nicht direkt von den vielen Möglichkeiten durch Smart Home überfordert. Ganz interessant zu wissen, ist an dieser Stelle für Einsteiger, dass es bei Smart Home Lösungen oft Einschränkungen gibt. Einige sind zum Beispiel nur mit einem oder wenigen Herstellern kompatibel, andere bedienen nur ein bestimmtes Funkprotokoll oder sind auf einen einzigen Anwendungsfall spezialisiert. Beim Start in die Smart Home Welt ist das oft zunächst nicht relevant, da eben nur ein bestimmter Bereich “versmartet” wird oder Geräte von ein und demselben Hersteller in die Zentrale eingebunden werden sollen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die große Mehrheit der Nutzer ihr Smart Home aber von einem Bereich auf den nächsten ausweitet. Spätestens dann gibt es oft Probleme, und es muss unter Umständen eine weitere Zentrale angeschafft werden.

Es macht daher durchaus Sinn, sich im Vorfeld zu überlegen, ob man sich bei der Zentrale bereits von Anfang an für ein offenes System wie bei homee entscheidet, welches viele Funkprotokolle und Hersteller einbindet. Oder, ob man bei seinen smarten Geräten auf einen bestimmten Hersteller und ausgewählte Funkprotokolle setzen möchte.

Wie sieht es für den privaten Häusle-Bauer mit beispielsweise KfW-Förderungen beim Ausbau/Ein- oder Umbau mit Smart-Technik aus? Wird diese Modernisierung staatlich gefördert oder subventioniert?

Mario Weißensteiner: Ja, es gibt ein KfW-Förderprogramm für moderne Gebäudetechnik. Für smarte Bauvorhaben kann man entweder einen zins­günstigen Kredit erhalten oder sogar einen Zuschuss bekommen, den man nicht zurück­zahlen muss. Zu diesen geförderten Baumaßnahmen gehören zum Beispiel Fenster- und Türsensoren, Lichtsteuerung, smarte Heizung, intelligente Rollladensteuerung – alles, was in den Bereich einer energieeffizienten Sanierung fällt oder zur Einbruchsicherung zählt. Darüber hinaus gewinnen Elektroautos immer mehr an Beliebtheit und auch hierfür gibt es Fördermöglichkeiten für das abgestimmte Laden, kombiniert mit einer Photovoltaikanlage oder einem variablen Stromtarif. Hier wird dann von Energiemanagement gesprochen, und auch das ist mit Smart Home machbar.

Die Fördermittel existieren – wir brauchen hier aber einfach noch mehr Plattformen, die über die Vorteile von Smart Home und die Unterstützung bei der Umsetzung informieren.

Es heißt, dass der CO2-Ausstoss und der Energieverbrauch durch die Smart Home-Technologie verringert wird. Wie kann man sich das vorstellen?

Mario Weißensteiner: Ja, Energieeffizienz ist im Smart Home Bereich ein wichtiges Thema. Es mag sich erst einmal komisch anhören, dass man mehr elektrische Geräte im Haus benutzt, um Energie zu sparen, aber es funktioniert. Unnötiger Energieverbrauch entsteht Im Haushalt nämlich besonders dann, wenn wir vergessen Geräte abzuschalten oder Geräte nicht effizient schalten. So brennt oft Licht, obwohl niemand im Raum ist oder die Heizung bleibt eingeschaltet, obwohl wir nicht zu Hause sind. Smart Home bedeutet, dass Geräte intelligent geschaltet werden. Etwa eine automatisierte Beschattung, damit die Sommerhitze gar nicht erst in die Wohnung dringt. So muss der Wohnraum nicht mit der Klimaanlage heruntergekühlt werden. Oder ein intelligentes Lichtmanagement, bei dem das Tageslicht optimal ausgenutzt wird, um möglichst wenig künstliches Licht nutzen zu müssen. Ein weiteres Beispiel wäre eine Verknüpfung von Heizung oder Klimaanlage mit Fenstersensoren: sobald das Fenster geöffnet ist, schalten sich Heizung oder Klimaanlage automatisch ab. Durch diese Art der Verschaltung von Geräten unter- und miteinander kann häufig eine Menge Energie eingespart werden.

Wir bei homee haben es uns zum Ziel gemacht, unseren Kunden nicht nur bewusst zu machen, dass man durch Smart Home Energie und CO2 einsparen kann, sondern ihnen auch konkret zu mehr Nachhaltigkeit zu verhelfen. Unser Smart Home Produkt haben wir deshalb im letzten Jahr durch unseren stromee Ökostrom ergänzt. Mit stromee bieten wir unseren Kunden – zusätzlich zu Strom aus erneuerbaren Energien – die Möglichkeit, den eigenen Energieverbrauch zu überwachen, um einen bewussteren Umgang mit Energie zu fördern und die Leute für unterschiedliche Wege der Energieeinsparung zu sensibilisieren.

Die Smart Home-Technologie für private Wohnungen oder Häuser gibt es seit etwa 1993 in Deutschland. Dafür scheint die Technologie aber erst recht wenig bei uns genutzt zu werden.Liegt das daran, dass die Menschen am  Alt-Hergebrachten festhalten und veränderungsresistent sind, oder woran?

Mario Weißensteiner: Es stimmt, bei uns in Deutschland ist die Smart Home Technologie noch nicht so verbreitet wie in anderen Ländern. Der positive Trend ist jedoch auch in Deutschland klar erkennbar und wir sehen jährliche Marktwachstumssteigerungen von rund 20 bis 25 %. Immer mehr Geräte im Haushalt werden vernetzbar und schon bald wird man gar kein Haushaltsgerät mehr ohne WLAN etc. erhalten. Aus Umfragen unserer Kunden lesen wir heraus, dass vielen gar nicht klar ist, was Smart Home für Vorteile mit sich bringt. Oft besteht außerdem das Vorurteil, dass es zu teuer oder zu kompliziert sei. Viele Bedürfnisse können mit Smart Home wunderbar befriedigt werden – ob es darum geht, das Haustier zu überwachen, während man selbst gerade unterwegs ist, eine altersgerechte Wohnumgebung für Senioren zu schaffen oder in Notfällen frühzeitig benachrichtigt zu werden. Bei homee versuchen wir deshalb, unseren Kunden zu zeigen, dass Smart Home einfach und unkompliziert sein kann. Und vor allen Dingen bringen wir konkrete Anwendungsbeispiele, die unseren Kunden näherbringen, welche Bandbreite sich ihnen bei Smart Home Automationen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen bietet. Und falls dann doch noch eine gewisse Unsicherheit besteht, können wir durch unsere langjährige Erfahrung jederzeit mit Rat und Tat unterstützen.

Was kostet es etwa, ein Einfamilienhaus mit den wichtigsten smarten Technologien auszurüsten – unkompliziert und benutzerfreundlich?

Mario Weißensteiner: Wie ich bereits erwähnt habe, hängt alles von den Bedürfnissen der einzelnen Personen und sogar von der Kreativität bei der Verwendung der Produkte ab. Je nach Zentrale, Gerätehersteller sowie Art und Anzahl der eingebundenen Geräte, die man für die Automatisierung des Hauses wählt, gibt es da große Unterschiede. Um zu starten, kann man bereits mit wenigen hundert Euro gute Basisfunktionen einrichten und Smart Home selbst erleben.

Herr Weißensteiner, vielen Dank für das Gespräch!

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