DW und Vonovia haben eine Fusion angekündigt. Es soll der größte deutsche Immobilienkonzern entstehen. Droht eine schädliche Konzentration am Immobilienmarkt?
Mirko Kaminski: Grundsätzlich vergrößert sich damit erst einmal die Verantwortung, den Bestand angemessen zu erhalten und zu bewirtschaften. Mieten orientieren sich längst an qualifizierten Mietspiegeln und hinken der allgemeinen Preisentwicklung trotzdem hinterher. Wenn Handwerkerstunden aufgrund des Fachkräftemangels nicht selten 50 € und mehr kosten und Materialpreise aufgrund von Rohstoffverknappung immer weiter steigen, dann wirkt sich das noch längst NICHT auf die Bestandsmieten aus, aber kostet den Vermieter viel Geld. Insofern sollte sich Wohnen lohnen, für Mieter und Vermieter.
Als kleiner Wehmutstropfen dieser Megafusion bleibt wohl der fade Beigeschmack, dass im Vergleich zu jeder anderen Immobilientransaktion Milliarden € an Grunderwerbsteuer gespart werden…
In Berlin gab es bereits Initiativen zur Enteignung von Immobilienkonzernen. Wird der Widerstand weiter anwachsen?
Mirko Kaminski: Den meisten scheint überhaupt nicht klar zu sein, dass eine solche Enteignung viel Geld kostet. Berlin oder andere Städte müssten ihr angeschlagenes Porzellan, welches vor Jahrzehnten teuer an Investorengruppen versilbert wurde, nun wieder teuer zurückkaufen und neue Schulden machen. Mit neuen Schulden müsste der Bestand dann auch wieder gehegt und gepflegt werden. Ohne Mietrendite geht es eben nicht und wenn diese weder den Schuldendienst noch die Inflation deckt, dann doch lieber abreißen?
Seit Jahren steigen die Immobilienpreise in den Metropolregionen stetig. Wird diese Preisentwicklung anhalten?
Mirko Kaminski: Solange Bauland und Wohnraum knapp bleiben: JA. Planungen und Entwicklungen dauern einfach zu lange. Immer strengere Vorgaben und Gesetze sowie der anhaltende Fachkräftemangel und die Rohstoffknappheit im Baugewerbe werden die Preise außerdem weiter verteuern. Vielleicht sollte man ja wieder Stahl im eigenen Land kochen?
Besser: In den letzten 5 Jahren sind die Nebenkosten um mehr als 20% gestiegen. Woran liegt das?
Mirko Kaminski: Gestiegene Preise von Löhnen und Gehältern, die allgemeine Preisentwicklung und Rohstoffknappheit, strengere Regularien und Gesetze und nicht zuletzt die CO2 Steuer werden für weitere Ver(s)teuerungen sorgen.
Die Quadratmeterpreise in München liegen oft über 20€/m2. Wird Wohnen in Metropolregionen zum Luxusgut?
Mirko Kaminski: Ich glaube, dass derartige Preise eher die Ausnahme sind. Genauso wird sich auch nicht jeder einen Tesla Modell X leisten. Wenn aber endlich genügend neuer Wohnraum entstehen kann, dann bleibt immer noch genügend Platz für derartige Preise.
Was kann die Politik machen, um auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum in Städten anbieten zu können?
Mirko Kaminski: Da gibt es einiges. Zunächst einmal müssen wir alle mit dieser Geiz-ist-geil Mentalität aufhören. Solange die Fleischwurst im Supermarktregal billiger als eine Dose Hundefutter ist, stimmt da was nicht in den Köpfen. Genauso kann es nicht sein, dass Waren lieber klimaschädlich aus Fernost importiert werden, anstelle dort zu produzieren, wo sie verkauft werden. Und wenn dann die ganzen großen Unternehmen ihre Steuern dort bezahlen, wo sie ihre Umsätze erzielen, können nachhaltig überdurchschnittlich faire Löhne und Gehälter bezahlt werden. Dadurch wächst die jeweilige Region und kann mit der Entwicklung von Bauland dafür sorgen, dass kurze Wege zwischen Wohnen und Arbeit möglich sind. Sofern dann genügend Wohnraum zur Verfügung steht, passen sich die Wohnraumpreise auch dem jeweiligen Einkommen an.