Birgit Loeding: Mehr Lebensqualität im Beruf

Interview mit Birgit Loeding
Birgit Loeding ist Inhaberin BLCI – Birgit Loeding Consulting International in Düsseldorf. Mit ihr sprechen wir über Karriereberatung, beruflichen Scheideweg für Beschäftigte sowie Hilfe für Ratsuchende.

Beschäftigte stehen häufig vor einem beruflichen Scheideweg und wissen nicht wohin. Der Begriff ist zwar allgemein bekannt, aber was versteht man unter einer Karriereberatung?

Birgit Loeding: Eine Karriereberatung richtet sich an Einzelpersonen, die sich in der Regel noch in bestehenden Arbeitsverhältnissen befinden oder sich gerade zwischen 2 beruflichen Stationen bewegen. In der Karriereberatung geht es häufig um eine berufliche Neuorientierung oder auch die Optimierung der derzeitigen beruflichen Verhältnisse z.B. eine Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche oder Assessment-Center. Wenn früher das Ziel in einer Karriereberatung häufig war, aufzusteigen und möglichst viel Jahreseinkommen zu erzielen, verschieben sich heute die Fragestellungen häufiger in Richtung von mehr Lebensqualität. So wird es immer wichtiger für meine Klienten, Familien- und Berufsleben möglichst gut zu verbinden oder eine möglichst hohe Arbeitszufriedenheit zu erzielen. Auch die Verwirklichung eigener Werte und Interessen wie z.B. Freiheit, Gestaltungsspielraum, Ästhetik, Sport etc. im Berufsleben wird in meinem Beratungsalltag für die Klienten bedeutsamer. Darüber hinaus wird ein Karriere-Sidestep oder vermeintlicher Rückschritt häufiger aktiv angesteuert und nicht mit jeder Kraft vermieden. Zusätzlich nehmen Themen wie die Umsetzung eigener Ideen in der Selbständigkeit versus der Sicherheit in einer Angestelltentätigkeit zu.

Inwiefern unterscheiden sich also Karrierecoaching, Karriereberatung und Berufsberatung?

Birgit Loeding: Coaching und Beratung kann man in der Theorie folgendermaßen unterscheiden: Im Coaching geht es eher um die Selbstreflexion des Coachees, die der Coach durch gezielte Fragen anleitet. Die Antworten zu seinen eigenen Fragestellungen wie z.B.: „Soll ich die neue Herausforderung in einer anderen Branche annehmen?“ kommen dann vom Coachee und nicht vom Coach. Der Coach gestaltet mit seinen Methoden und Fragen den Weg zur Antwort. Die Herausforderung für mich als Karrierecoach liegt darin, die passenden Methoden aus meinem Repertoire für jede individuelle Situation des Klienten zu finden, damit dieser seine eigenen Erkenntnisse und Lösungen findet. Der Klient setzt diese dann selbständig um, evtl. mit weiterer punktueller Begleitung durch einen Coach. Im Karrierecoaching werde ich u.a. zu Verhaltensalternativen für den Umgang mit schwierigen beruflichen Situationen zu angefragt. Dazu gehört der Umgang mit schwierigen Mitarbeitern oder Vorgesetzten oder auch das Durchsetzen von Interessen in der nächsten Vorstandssitzung. Im Gegensatz dazu werden in der Karriereberatung zu bestimmten Fragestellungen Informationen und Antworten durch den Berater vermittelt z.B. geht es um: Zielgehälter in bestimmten Branchen, die Selbstpräsentation (Elevator Pitch), die Vorbereitung auf Development Center oder Management Audits oder um virtuelle Vorstellungsgespräche. Eine Karriereberatung kann auch z.B. nur 2-3 Zeitstunden für ein einzelnes Thema in Anspruch nehmen. Ein Coachingprozess kann leicht 8-16 Stunden über mehrere Wochen dauern. Allerdings sind die Übergänge zwischen Karrierecoaching und Karriereberatung in der Praxis häufig fliessend und die Begriffe werden nur selten sauber getrennt. So können Karriereberatung und- Coaching sich im Rahmen eines Settings

kontinuierlich abwechseln. Wobei dieser Wechsel für eine schnellere Zielerreichung auch sehr sinnvoll sein kann. Die meisten meiner Klienten möchten im Rahmen ihrer Beauftragung ihr Ziel sehr zügig erreichen. Insbesondere in der häufig angefragten Outplacement Beratung ist diese Kombination aus Karriereberatung und Coaching zielführend. Hier geht es darum, dass eine Führungskraft, oft auch aus dem Top Management eine neue berufliche Herausforderung sucht. Idealerweise, findet mein Klient diese neue Rolle, bevor er arbeitslos wird. Um diesen Prozess etwas zu beschleunigen, macht es durchaus Sinn für mich z.B. anfänglich eher Coachingelemente zu nutzen und mithilfe einer Standortbestimmung und der Analyse der Vita die Stärken, Erfolge und Werte des Klienten herauszuarbeiten. Im zweiten Step gebe ich für die weitere Entscheidungsfindung mehr Beratungsinput wie z.B. zum Thema passende Bewerbungsstrategie, Wege in den verdeckten Arbeitsmarkt, Umgang mit Headhuntern, Social Media Profile, Gehaltsrahmen, Informationen zum Arbeitsmarkt im Ausland etc. Der Prozess endet dann mit der Auswahl der Zielposition und dem Onboarding Coaching für die neue Rolle. Im Gegensatz dazu dient die Berufsberatung dem Finden des ersten Berufes nach der Schule oder dem Studium.

Nun braucht nicht jeder, der vor einer beruflichen Entscheidung steht, eine Karriereberatung. Für wen ist eine Beratung geeignet und was bekommt der/die Ratsuchende im Beratungsangebot an Information?

Birgit Loeding: Bei Fragestellungen in der Karriereberatung, in denen es um Motivation, Lebensqualität und Arbeitszufriedenheit geht, steht der Zugewinn eben genau dieser mehr im Vordergrund als eine monetäre Einkommensverbesserung. Dieses kann sich selbstverständlich für alle Gehaltsgruppen lohnen. Eine Karriereberatung kann unter Umständen helfen, viel Geld einzusparen, indem man zügiger eine neue berufliche Position findet und die Lebenshaltungskosten in der Arbeitslosigkeit einspart. Auch ein Karrieresprung durch ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch oder einen bestandenes Assessment Center „zahlt“ sich häufig durch höhere Gehälter aus. Grundsätzlich profitieren dann meine Kunden aus höheren Gehaltsgruppen monetär etwas mehr durch eine Karriereberatung, als Kunden mit einem niedrigeren Einkommen. Informationen zu Inhalten der Karriereberatung finden Sie in der Antwort zu Frage 2.

Wie ernst zu nehmen sind Karriereberatungen? Sind sie wirklich ein Sprungbrett in die Karriere oder nur simple Geldschneiderei?

Birgit Loeding: Natürlich gibt es wie in jeder Branche auch in der Karriereberatung schwarze Schafe. Um den Klienten eine möglichst hohe Transparenz über die Beratung zu vermitteln und den Eindruck der Geldschneiderei gar nicht erst entstehen zu lassen, biete ich kostenlose, persönliche oder virtuelle Informationsgespräche an. Hier kann der Kunde alle seine Fragen zum Beratungsablauf stellen und bekommt ein umfassendes, schriftliches Angebot über Inhalte, Zeitumfang sowie eine Kostenübersicht. Dadurch können böse Überraschungen vermieden werden. Jeder Klient kann prüfen, ob das Angebot seine individuellen Bedürfnisse erfüllt und er damit seine Ziele erreichen kann. Ich erläutere auch sehr genau mit welchen Methoden ich arbeite und wie und wann die Ziele des Kunden erreicht werden können. Das Feedback meiner Klienten ist, dass ich mit Beratung und Coaching, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist, einen großen Mehrwert zu ihrer Karriereentwicklung bieten kann. Viele Klienten kommen Z.B. erst zu einem AC Coaching und lassen sich später auf die erweiterte Führungsrolle vorbereiten. Andere wiederum buchen ein Outplacement und wenn sich nach 2-4 Jahren erneut Veränderungen andeuten, buchen Sie erneut ein Outplacement. Viele Kunden realisieren z.B. nach einem Assessment Center Coaching Karrieresprünge, Aufstiege und auch Gehaltssteigerungen, wodurch die Kosten für eine Karriereberatung sich rechtfertigen lassen. Ein weiteres Beispiel ist, wenn ein Kunde z.B. innerhalb des Outplacements einige Monate früher eine neue berufliche Herausforderung findet, als wenn er alleine sucht, spart er oft umfangreiche Lebenshaltungskosten ein.

Mit welchen Kosten müssen Interessenten rechnen und wie finden sie ein seriöses Beratungsangebot?

Birgit Loeding: Die Kosten für Karriereberatung- und Coaching liegen zwischen 100,00€ und 300,00€ pro Zeitstunde. Sie variieren von Berater zu Berater und steigen oft mit dem Qualifikationsniveau der Kunden, d.h. z.B. Young Professionels zahlen bei mir weniger als Geschäftsführer. Die Kosten für ein Outplacement liegen eher zwischen 10.000 und 30.000€ je nach Umfang und Serviceleistungen des Beratungspaketes. Im Rahmen der Steuererklärung können die Kosten für die Karriereberatung als Werbungskosten geltend werden. Es gibt auch Arbeitgeber, die diese Kosten übernehmen, weil sie sich z.B. von Mitarbeitern trennen müssen und ihren Mitarbeitern neue Perspektiven durch ein Outplacement bieten möchten. Für die Beratungsqualität ist es relevant was den Berater qualifiziert. Er sollte bereits mehr- oder langjährige Erfahrung in Einzelberatungen und Coachings aufweisen, sowie eine Beratungs- oder Coachingausbildung absolviert haben. Die meisten Berater sind branchenübergreifend tätig, was für die Beratung sehr förderlich ist. Mir ermöglicht es den Klienten auch, die Anforderungskriterien anderer Branchen darzustellen. Ein guter Karriereberater sollte empathisch, analytisch, klar und gut strukturiert sein und unbedingt gut zuhören können. Für das Gelingen der Beratung ist darüber hinaus sehr wichtig, dass einem der Berater sympathisch ist und die Chemie stimmt. Ich biete allen Kunden kostenlose Erstgespräche an, diese dienen dazu sich kennenzulernen, zu schauen, ob die Chemie stimmt und um dem Klienten Sicherheit und Transparenz darüber zu geben, welche Kosten auf ihn zukommen und welcher zeitliche Rahmen für sein Vorhaben eingeplant werden muss.

Frau Loeding, vielen Dank für das Gespräch!

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