Jeder träumt von dem perfekten Job- so bekommt man ihn

Interview mit Ann Krombholz
Viele Berufstätige haben gefühlt noch nicht den für sie perfekten Beruf gefunden oder können sich mit ihrem derzeitigen nicht so richtig identifizieren. Ein Start ins Berufsleben oder ein Neuanfang bzw. Wechsel setzt jedoch das Wissen um seine eigene Persönlichkeit, Wünsche, Fähigkeiten etc. voraus. Für all die, die Hilfe dabei benötigen, herauszufinden, was einem liegt, ihre Fähigkeiten und Talente den Unternehmen schmackhaft zu machen und für vieles mehr gibt es professionelle Bewerbungscoachs wie Ann Krombholz, die mit ihrer Erfahrung und Expertise unter die Arme greifen.

Sie unterstützen sowohl Berufseinsteiger als auch Professionals bei der Suche nach dem perfekten Job und dem perfekten Arbeitgeber. Was sind die Ziele und auch vor allem die Herausforderungen Ihrer Kunden in diesem Bereich?

Beim Finden des perfekten Jobs bzw. dem perfekten Umfeld geht es darum, die eigene Persönlichkeit mit den individuellen Bedürfnissen und den professionellen Kenntnissen zu verbinden und zu einem attraktiven Angebot für den Arbeitgeber zu machen. Denn so können sowohl Berufseinsteigende als auch Professionals das am ehesten finden, was sie jeweils suchen: z.B. Spaß in der Arbeit erleben, den eigenen Ehrgeiz entfalten, Anerkennung erfahren, kooperatives Miteinander oder ein gutes Gehalt finden… Je nachdem, worum es der Person in dieser Etappe geht.

Die besondere Herausforderung dabei ist es, die eigenen Stärken und gemachte Erfahrungen in ihrem Wert zu erkennen, das eigene Profil damit zu schärfen und alles als attraktives Angebot zu formulieren.

Gerade wenn dem Bewerbungsprozess eine ungute Erfahrung vorausgeht, dann wird es für viele schwierig, sich in einem positiven Licht zu sehen und darzustellen. Auch Werte wie Bescheidenheit, Sorgfalt und Zurückhaltung können zu wahren Stolperfallen bei der Suche nach einem neuen Job werden.

Wie wichtig sind Softskills heutzutage?

Je mehr (fachliche) Berufserfahrung vorhanden ist, umso weniger wichtig werden Softskills. Je weniger Erfahrung, umso wichtig sind sie. Das heißt entsprechend, dass es für Berufseinsteigende sehr wichtig ist, mit ihren Softskills zu punkten. Dabei reicht es aber nicht aus, zu behaupten, dass ich teamfähig bin, ich muss es auch durch gute Beispiele, prägnante Storys, sozusagen „nachweisen“. Wo wurde meine Teamfähigkeit sichtbar? Und ich sollte natürlich wissen, welche Softskills auch für die ausgeschriebene Position bzw. für mein Profil von Relevanz sind. Auf diese sollte man sich konzentrieren. Ich rate davon ab, sich im Internet oder in Bewerbungsbüchern Stärken und Schwächen abzugucken. Es ist immer besser zu überlegen, was einen wirklich beschreibt und ausmacht, so kann daraus eine überzeugende Stärke und Selbstpräsentation werden.

Gute Beispiele für Softskills sind: Durchhaltevermögen, eine gute Portion Ehrgeiz, Frustrationstoleranz, in sich zu ruhen (= Belastbarkeit), Reflexionsvermögen, gutes Selbstmanagement, lösungsorientiertes Denken, Eigeninitiative, offene und klare Kommunikation, Motivationsstärke, Begeisterungsfähigkeit, Humor, …

Menschen mit mehr Berufserfahrung punkten in der Regel mit ihren fach-, aufgaben- oder branchenspezifischen Kenntnissen.

Bei Führungskräften spielen Softskills dann wiederum eine wichtigere Rolle, indem kommunikative, Überzeugungs- und Motivationsfähigkeiten sowie Empathie und Menschenkenntnis in den Vordergrund der Aufgabe rücken.

Aber grundsätzlich gilt auch: Überall da, wo Kooperation und Kommunikation in den Unternehmen zentral für gute Ergebnisse sind, da sind Softskills wichtig. Also fast überall.

Natürlich kann es auch sein, dass eine Fachkraft, die über stark gesuchte Kenntnisse oder Erfahrungen verfügt, sich gänzlich ohne Softskills präsentieren kann und tatsächlich genommen wird. Allein, weil diese Kenntnisse sehr viel wert sind.

Damals war es ja ein No Go, wenn man aufgrund von beispielsweise Reisen eine Lücke im Lebenslauf aufwies. Wie sie es heutzutage aus? Wird es immer noch als Mangel gesehen oder kann es vielleicht sogar positiv gesehen werden?

Ich empfehle, den Lücken keine zu große Bedeutung beizumessen. Das Wichtigste: Niemand sollte im Bewerbungsprozess unter einem Gefühl des „Rechtfertigungsdrucks“ stehen! Das schwächt von Anfang an und nagt an der Überzeugungsstärke. Lieber schlüssig erläutern, was man da gemacht hat, zu seiner Lücke stehen. Und das reicht. Auf keinen Fall sich schämen oder rechtfertigen. Dafür braucht es manchmal aber eine gute Gesprächsstrategie und Vorbereitung.

Ein Lebenslauf muss nicht (mehr) lückenlos sein. Viele Menschen haben inzwischen aufgrund vielfältiger Gründe freiwillige und unfreiwillige Lücken. Das sind dann erfolgte Umstrukturierungen der Unternehmen, Krisenjahre, Auszeiten und Auslandsreisen, Umzug in eine andere Stadt oder ins Ausland, Orientierungsphasen, Kinder- und Elternpflege, Ehrenamtliches Projekt, Erfüllung eines Lebenstraums, …

Auch in den Personalabteilungen ist die Toleranz und Gelassenheit bezüglich Lücken – Gott sei Dank – gewachsen. Gerade jüngere Menschen „fordern“ Verständnis für ihren Wunsch, zwischen zwei Stellen eine (kurze) Pause einzulegen.

Eine Lücke (= undokumentierte Zeit im Lebenslauf) von bis zu 4 Monaten kann man „großzügig“ offenlassen. Die oftmals aufgebauschten Aussagen zwischen beruflicher Orientierung, Sprachreise, Auslandsaufenthalt, Pflege der Großmutter, … kann man sich sparen. Keine Lügen im Lebenslauf, das schwächt ebenfalls, weil ich selbst weiß, dass ich hier falsch liege. Wichtig: Sich darauf vorbereiten, dass man darauf angesprochen werden wird. Die Antwort darf selbstbewusst und kurz und knapp erfolgen.

Und manch eine Lücke ist ja in der Tat sehr positiv. Dann sollte sie natürlich notiert werden, z.B. der selbstorganisierte Segeltörn in die Karibik, die ehrenamtliche Tätigkeit auf den Philippinen, der Sprachkurs während der Wanderung in Italien, der Herzenswunsch, den Jakobsweg zu gehen. Das sind Tätigkeiten, die viel über die Persönlichkeit sagen, aber auch über Softskills wie Aktivität, Umsetzungsstärke, Eigeninitiative, Mut und Zielorientierung aussagen.

Sowohl ein Bewerbermarkt ist vorhanden als auch gleichzeitig ein Fachkräftemangel. Theoretisch könnten Bewerber sich einfach die für sich passenden Unternehmen heraussuchen und sich eigenständig bewerben. Warum brauchen dennoch viele Bewerber Ihrer Meinung nach ein professionelles Coaching?

Man muss natürlich immer wissen, dass die Zahlen nur statistische Aussagen sind. Diese müssten also wesentlich differenzierter betrachtet werden: In welchen Berufen, welchen Branchen, Regionen, bei welcher Gehaltsgruppe gibt es den Engpass?

Und – wie in den Anfang 2000-er Jahren – so ist es derzeit in der Tat so, dass Entwickler*innen mancherorts so gefragt sind, dass sie sich z.T. tatsächlich das Unternehmen aussuchen können. Aber sicher nicht der/die Controller*in, denn davon gibt es noch genug auf dem Markt.

Und natürlich hängt es auch stark von der Region ab, wie begehrt das eigene Profil ist: In strukturschwächeren Regionen kann die eigene Erfahrung „großzügiger“ (= offener und flexibler) gewertet werden als z.B. in Ballungsräumen wie München, wo es für jede Stelle viele Kandidat*innen aus dem In- und Ausland gibt.

In meiner Wahrnehmung sind die Kriterien der Unternehmen aber oftmals sehr eng definiert. Und im Unternehmen möchte man bei einer Neueinstellung kein Risiko eingehen. So bleiben Bewerberinnen und Bewerber mit etwas anderen Skills sehr oft unberücksichtigt, eine Phase der Einarbeitung ist nicht vorgesehen. Zusätzlich zum Engpass kommt es dann zum faktischen Mangel an passenden Fachkräften.

Warum ein professionelles Bewerbungscoaching trotz Fachkräftemangels und Bewerbermarkt wertvoll ist, dafür gibt es mehrere Gründe:

–         Weil es im Bewerbungsprozess nicht ausreicht, den zweiten oder dritten Platz zu machen, sondern allein der erste Platz zum Erfolg führt.

–         Weil jemand, der sich nicht gut präsentiert, nicht in seiner Qualifikation und Kompetenz erkannt wird, und damit – trotz Fachkräftemangels – nicht genommen wird. Viele Unternehmen wollen nicht irgendeine Fachkraft, sondern suchen lieber etwas länger und entscheiden sich für jemanden, der auch zur Unternehmenskultur passt bzw. tatsächlich über die manchmal durchaus detailliert geforderten Qualifikationen verfügt.

–         Weil auch viele Kandidat*innen nicht irgendeinen Job wollen, sondern den, der zu ihnen passt. Sich selbst mit seinem Profil und seinen Jobkriterien gut zu kennen, ist für beide Seiten des Bewerbungsprozesses von Vorteil.

–         Weil wir im professionellen Bewerbungscoaching sowohl die Kommunikation des eigenen Mehrwerts für das Unternehmen üben als auch das Selbstbewusstsein (wieder) stärken. Beides führt quasi unwillkürlich zu einem besseren Gehalt. Dann hat sich das Bewerbungscoaching doppelt gelohnt: ein passender Job und ein gutes Gehalt.

Einige Kandidaten/-innen haben Probleme damit, sich zu präsentieren bzw. gut ins rechte Licht zu stellen. Würden Sie kurz anhand Ihrer Erfahrung aufzeigen, welche Probleme am häufigsten auftreten, bei denen Sie eingreifen und coachen müssen?

Coachen und eingreifen werde ich natürlich immer nur, wenn der/die Kandidat/in es auch möchte. Am häufigsten stehen eine falsche Selbsteinschätzung einer guten Selbstpräsentation im Weg. Aber auch falsch verstandene Bescheidenheit und schlechte Kommunikationsfähigkeit. Manch eine*r hält unbeirrt am Irrglauben fest, dass eigene Kenntnisse permanent ins Verhältnis zu den größten Expert*innen gesetzt werden müssen und wundern sich, dass sie andere nicht für sich überzeugen und gewinnen. Gewinnen tut aber nur, wer überzeugt. Und bevor ich andere überzeuge, muss ich selbst von mir und meinen Fähigkeiten, meinem Mehrwert für andere, überzeugt sein!

Wer mitspielen will, muss die Regeln des Vorstellungsgesprächs bzw. des gesamten Bewerbungsprozesses beherrschen. Eine wichtige Regel ist hier: Aufrunden! Nicht abrunden, nicht relativieren! Wer das nicht berücksichtigt, bleibt auf der Reservebank sitzen.

Aber natürlich darf auch in Richtung Aufrunden nicht übertrieben werden! Das gibt dann mindestens eine gelbe Karte.

Ein anderer wichtiger Punkt: Viele haben Angst vor dem Vorstellungsgespräch, z.B. weil sie schon lange keins geführt haben oder noch zu wenig Erfahrung damit haben. Ein Vorstellungsgespräch ist aber keine Prüfung! Sondern ein Austausch zu Vorstellungen, zu Bedarf und Möglichkeiten beider Seiten. Beide Seiten checken ab, ob man gut zusammenarbeiten kann. Und das Unternehmen will wissen, ob er/sie der/die Richtige ist, um die Probleme im Unternehmen bzw. im Bereich zu lösen. Darauf zielen die Fragen – und dem sollten die Antworten gelten.

Gerade bei jüngeren Kandidaten*innen ist zusätzlich zum Vorstellungsgespräch auch oft ein Assessment Center Teil des Bewerbungsprocederes. Häufig heißen ACs inzwischen anders, weil niemand ein Assessment Center mag, inhaltlich geht es aber um das Gleiche: Überzeugt der/die Kandidat/in in den verschiedenen Situationen? Hier ist eine Vorbereitung Gold wert und hilft, ruhig zu bleiben, den Überblick zu behalten und sich gut zu präsentieren.

Geben Sie uns doch bitte noch ein paar Einblicke davon, wie genau ein Coaching abläuft.

Am Anfang des Bewerbungscoachings stehen Profilschärfung und Perspektiven-Entwicklung. Wir müssen zunächst also klären, was die Person an Erfahrungen, Stärken, Kenntnissen mitbringt – aber auch, was sie für Wünsche und Bedürfnisse an ihre neue Position hat. Es ist sehr wichtig zu wissen, wohin es gehen soll, was man anstrebt und welche Stellen zu einem passen. So lassen sich die Bewerbungsunterlagen persönlich stimmig und passgenau erstellen.

Ich rate nicht dazu, die Bewerbungsunterlagen jedes Mal an die ausgeschriebene Stelle anzupassen. Besser ist es, das Profil anfangs zu schärfen und damit das „eigene Angebot“ gut erkenntlich zu kommunizieren.

Ein sehr gutes, effizientes und vielfach nutzbares Anschreiben formulieren wir natürlich auch im Coaching. Oftmals gehört es leider immer noch zum Bewerbungsprozess dazu und wird vom Unternehmen erwartet. Es darf aber einen nicht davon abhalten, Bewerbungen rauszuschicken. Viele verlieren ihr Durchhaltevermögen, weil die Formulierung der Anschreiben zu zeitaufwändig ist. Das sind Anschreiben aber nicht wert.

Auf der Basis des erarbeiteten Lebenslaufs bereiten wir auch ein perfektes und aussagekräftiges Profil auf den Plattformen XING und LinkedIn vor. Dies bietet mehrere Chancen: gute Stellenanzeigen und den direkten Draht zu Headhunter und Personalberatungen. Und das Beste: Je passender die Stellenanzeigen sind, umso eher kann ich davon ausgehen, dass die Kommunikation des eigenen Profils passt. Die andere Seite wird also erkennen, was ich zu bieten habe. Perfekt, das ist ja das, worum es im Bewerbungsprozess geht: Beide Seiten finden sich, „the perfect match“.

Zum professionellen Bewerbungscoaching gehört natürlich auch die Vorbereitung auf‘s Vorstellungsgespräch, neben der Definition des chancenreichsten Wegs für die Bewerbung: Stellenbörsen, Zusammenarbeit mit Headhunter, Direktansprache, Nutzen des Netzwerks, … Das hängt unter anderem auch von der Position ab.

Selbstpräsentation und der „Mit-Aufbau“ eines ergiebigen und informativen Vorstellungsgesprächs mit HR oder der Fachabteilung kann und sollte man vorbereiten. Und da gibt es viele Methoden und Übungen. Gute Vorbereitung erhöht die eigenen Chancen um ein Vielfaches. Und ein guter Nebeneffekt: Wenn ich gute Resonanz bekomme, erhöhe ich gleichzeitig die Chance, dass ich nicht frustriert aus den Gesprächen komme. Dass ich vielmehr Motivation bekomme, um den – meist doch länger andauernden – Prozess der Jobsuche guten Mutes zu überstehen. Und am Ende immer noch neugierig, überzeugend und motiviert im Ziel ankomme.

Im professionellen Bewerbungscoaching begleiten wir den/die Kandidaten/in bis zur Entscheidung für die Stelle: die Überprüfung des Angebots, eine gute Verhandlungsstrategie bis zum „happy handshake“.

Ziel für mich als Beraterin ist, dass ich die Chancen meiner Kundinnen und Kunden so vergrößere, dass sie am Ende des Bewerbungsprozesses tatsächlich die Möglichkeit haben, sich für das beste Angebot zu entscheiden, weil sie mehrere haben.

Wenn wir etwas näher auf die Berufseinsteiger und die Professionals eingehen, welche Anforderungen stellen Unternehmen an Bewerber, die neu in die Berufswelt einsteigen und die, die einen Berufs- bzw. Unternehmenswechsel vornehmen möchten?

Von Berufseinsteigerinnen und -einsteiger werden vor allen Dingen Lernbereitschaft, Offenheit und Engagement erwartet. Hier gilt es weniger zu zeigen, dass man ein Held ist, vielmehr geht es darum zu beweisen, dass man sich ins Team einfügen kann, dass man sich das Arbeiten in den Strukturen und mit den Prozessen aneignet. Und dass man motiviert ist, anzupacken – Leistung zu bringen. Besserwisser*innen und Eigenbrötler sind hier ganz besonders unerwünscht.

Von Professionals wird erwartet, dass sie sich schnell in das neue Umfeld einfinden und ihr Wissen und Können effizient einbringen. Sie sollen die Prozesse möglichst schnell beherrschen, so dass sie den Arbeitsfluss positiv beeinflussen. Gute Kommunikation ist zentral und der Aufbau von internen Netzwerken, die die Zusammenarbeit stärken und erleichtern werden. Offenheit für das Neue bei gleichzeitigem Selbstbewusstsein für die Lösung, die man angeboten hat, ist natürlich auch erwünscht. Die Liste könnte man ziemlich lang werden lassen, denn wer wünscht sich nicht die/den beste/n, freundlichste/n, kompetenteste/n und teamfähigste/n Kandidat*in?

Kurz gesagt: Konzentrieren Sie sich zu Beginn einer neuen Position auf Kommunikation, Offenheit für Team, Aufgabe und Prozesse und die ersten hilfreichen „Kostproben“ Ihrer Kompetenz. Seien Sie hilfreich für Unternehmen, Aufgabe und Team.

Frau Krombholz, vielen Dank für das Interview.

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Ann Krombholz

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