Jule Marx und Timo Stampe: Vielfalt entsteht über Bewusstsein

Interview mit Jule Marx und Timo Stampe
Jule Marx und Timo Stampe sind Teil der Geschäftsführung der FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH. Im Interview sprechen sie mit uns über gendergerechte Sprache, Diversityförderung sowie Kommunikation mit Kunden.

Gendergerechte Sprache soll Diskriminierung verhindern, plant Ihr Unternehmen ähnliche Maßnahmen und welche Diskriminierungsprävention nutzen Sie?

Jule Marx: Eine gendergerechte Sprache ist für uns selbstverständlicher Teil einer aktiven Diversityförderung. Sprache formt Gedanken, Gedanken steuern Handlungen. Vielfalt entsteht über Bewusstheit – Und das heißt, dass auch Sprache bewusst verwendet werden muss. Wir bekennen uns sowohl zu Charta der Vielfalt als auch zu den UN-Nachhaltigkeitszielen, eines davon ist die Gleichstellung der Geschlechter.

In unsere Krippen, Kindergärten und Horten in ganz Deutschland gehen mehr als 18.000 Kinder, für unser Unternehmen arbeiten rund 4.300 Menschen. Vielfalt ist unsere tägliche Realität. Unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven, Kulturen und Sprachen sind Ausgangspunkt für ein offenes und vorurteilsbewusstes Miteinander.  Eine inklusive Haltung ist für alle Beschäftigten sowohl in der Interaktion mit den Kindern und Familien sowie im kollegialen Miteinander essenziell und auch in unserem Leitbild fest verankert. Auf der Organisationsebene unterstützen wir unsere pädagogischen Fachkräfte durch ein engmaschiges Netz an Fachberatung, regelmäßige Teamfortbildungen und Impulse zum einen bei der Weiterentwicklung der pädagogischen Qualität vor Ort, aber auch bei Teamprozessen.

Haben Sie bereits gendergerechte Sprache intern bzw. in der Kommunikation mit Kunden eingeführt?

Timo Stampe
FRÖBEL e.V./Bettina Straub

Timo Stampe: Eine gendersensible, inklusive Sprache ist uns wichtig. In der internen Kommunikation und der Korrespondenz mit unseren Familien, Bewerberinnen und Bewerbern oder Netzwerkpartnern ist es Mitarbeitenden freigestellt, in welcher Form sie gendern. Wir empfehlen, die männliche und weibliche Form zu nennen, nach Möglichkeit eine genderneutrale Form zu wählen oder den so genannten Gender-Star* zu nutzen. In unseren Print-Publikationen und auf unseren Websites nutzen wir die weibliche und männliche oder eine genderneutrale Form, aus Gründen der Barrierefreiheit. Screenreader stoßen durch Binnen-Zeichen derzeit noch an ihre Grenzen.

Glauben Sie, dass gendergerechte Sprache bei Kunden besser ankommt und damit dem Absatz steigern kann?

Jule Marx: Für uns als Sozialunternehmen ist gendergerechte Sprache Teil einer vorurteilsbewussten Haltung und Ausdruck unserer Unternehmenskultur. Wir möchten, dass sich bei uns alle Mitarbeitenden, Kinder und Familien repräsentiert, in ihrer Vielfalt gewertschätzt und angesprochen fühlen. Darauf achten wir auch in unserer Bildsprache. Natürlich senden wir mit gendergerechter Sprache auch ein Signal an potenzielle Bewerberinnen und Bewerber: Bei uns seid Ihr willkommen, egal welchen Alters, welcher Herkunft, sexueller Identität, Weltanschauung, Geschlecht oder einer Behinderung. Wichtig sind uns Kompetenz, Offenheit und echte Begeisterung für gute frühe Bildung.

Wie hoch ist der Frauenanteil in Ihrem Unternehmen? Und verdienen Frauen bei Ihnen so viel, wie die Männer im gleichen Beruf?

Timo Stampe: In unserer Branche ist der Frauenanteil traditionell sehr hoch. 83 Prozent unserer Beschäftigten identifizieren sich als weiblich. Das Geschlechterverhältnis im Gesamtunternehmen spiegelt sich auch in den Leitungspositionen wieder, mit einer leichten Verschiebung zugunsten von Männern im Verwaltungsbereich. Auch wir beobachten, dass Männer tendenziell leichter Karrierechancen ergreifen.

Wir haben deshalb schon vor gut zehn Jahren Trainee-Programme entwickelt, um für Beschäftigte, die sich weiterentwickeln wollen, Hürden abzubauen und Sicherheit zu vermitteln. Außerdem achten wir darauf, dass familiäre Unterbrechungszeiten nicht zu Karriere-Killern werden.

Unser Haustarifvertrag gewährleistet allen Beschäftigten eine faire und transparente Vergütung – unabhängig vom Geschlecht.

Frau Marx und Herr Stampe, vielen Dank für das Gespräch!

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