Ute Bölke: Strategie festlegen und Ressourcen prüfen

Interview mit Ute Bölke
Ute Bölke ist selbständiger Coach in Wiesbaden. Mit ihr sprechen wir über vermeintliche Sicherheit in unsicheren Zeiten, Risikoabwägung sowie materielle Bedenken.

Es gibt zahlreiche Gründe, warum Beschäftigte unzufrieden mit ihrem Job sind. Für viele ist aber eine berufliche Neuorientierung keine Option. Was sind die häufigsten Gründe, die zu einer Jobunzufriedenheit führen?

Ute Bölke: Aus meiner Erfahrung gibt es verschiedene Gründe, nicht zu wechseln:.

1. Vermeintliche Sicherheit in unsicheren Zeiten, Risikoabwägung

2. Verbunden mit der Unsicherheit (neuer Arbeitgeber, Probezeit) materielle Bedenken

3. Der Lebenslauf ist nicht stringent, es liegen schon einige Wechsel nach kurzer Zeit vor (Job Hopper)

4. Durch Unzufriedenheit, Über- oder Unterforderung und/oder Stress im Burnout bzw. gestresst und Verlust der Selbstsicherheit. Die Hürden erscheinen immer höher

5. Der Partner und/oder das soziale Umfeld rät davon ab

6. Gesundheitliche Bedenken, Bedenken vor einem Umzug und Verlust des sozialen Umfeldes

7. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hat nachgelassen aus verschiedenen Gründen

8. Bequemlichkeit

9. Innere Kündigung und Dienst nach Vorschrift, Motivation ist nicht mehr da

10.  Aktuell hohes Gehalt, dass ich bei einem Wechsel nicht realisieren kann. Die Frage, ob sich das Risiko lohnt

11.  Unsicherheit wegen Corona

Die Gründe der Unzufriedenheit liegen in:

1. Ich bleibe aus o.a. Gründen, obwohl ich gerne was anderen tun würde

2. Mangelnde Anerkennung

3. Der Branche oder Unternehmen geht es finanziell nicht gut, keine Investitionen, negative Nachrichten, keine Entwicklungsperspektive

4. Zu lange Fahrtwege; Wochenendbeziehungen

5. Nicht passende Werte, Führungskultur…

6. Das Privatleben belastet und wird in den Beruf mit reingetragen

7. Überlastung

8. Vereinsamung durch Homeoffice

9. Lästereien, keine gute Firmenkultur

Woher weiß man, dass es Zeit ist den Job zu wechseln, um sich neuen Herausforderungen zu stellen?

Ute Bölke:

1. Wenn der Leidensdruck so hoch geworden ist, dass ein Wechsel ratsam ist.

2. Wenn man bei Beförderungen nicht mehr berücksichtigt wird

3. Wenn gesundheitliche und/oder psychische Gründe dazu kommen

4. Wenn der Partner:In und/oder das soziale Umfeld Veränderungen der Persönlichkeit und Verhalten bemerkt

5. Bei Interessensverlust, Gereiztheit

6. Bei Unwohlsein und Schlafstörungen

Viele Beschäftigte über 35 haben Hemmungen sich neu zu orientieren. Kann man im fortgeschrittenen Alter noch adäquat Karriere machen?

Ute Bölke:

1. Die Frage ist, was heißt adäquat? Für den einen ist es der komplette Ausstieg für andere ein Branchen- und oder Unternehmens-/Ortswechsel

2. Wichtig ist, Ziele zu definieren – also, was möchte ich mit einem Wechsel erreichen? Gibt es Zwischenschritte?

3. Kann ich auf „Mitstreiter“ zurückgreifen, mir ein förderliches, positives Umfeld für den Prozess aufbauen?

4. Wie sieht es mit dem eigenen Netzwerk aus? Kann mir das helfen? Gibt es vielleicht Mentoren?

5. Mir auf Branche/Unternehmen und Aufgabe ausrichten, die Erfahrung würdigt und braucht

Ein Neuanfang ist immer schwer. Wie kann man mentale Hürden der Neuorientierung überwinden?

Ute Bölke: Durch ein positives Netzwerk, durch Austausch, durch Hinterfragen der eigenen Motivation und Antreiber. Ziele definieren, Fakten zusammentragen zur Zielerreichung und darauf basierend eine Strategie mit Timeline erarbeiten.

Was muss man also tun, damit eine berufliche Neuorientierung gelingt?

Ute Bölke: Das, was man bei jeder wichtigen Entscheidung oder großen Anschaffung tun sollte. Eine Strategie festlegen, Ressourcen prüfen, den Markt analysieren und mit Profis sprechen.

Was raten Sie Beschäftigten, die mit dem Gedanken spielen, den Beruf zu wechseln?

Ute Bölke: Gut darüber nachzudenken und eine klare Entscheidung zu treffen. Die kann auch sein, nach der Analyse, „ich bleibe“.

Frau Bölke, vielen Dank für das Gespräch!

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