Martin Möller: Betrügern geht es in erster Linie ums Geld

Interview mit Martin Möller
Martin Möller ist Rechtsanwalt in der Kanzlei Wiese und Kollegen in Langenhagen. Mit ihm sprechen wir über Wohnungsknappheit, Betrugsmaschen sowie Erkennen von Fake-Anzeigen.

Kriminelle nutzen die Wohnungsknappheit aus, um Geld zu machen. Was für Betrugsmaschen wenden Kriminelle bevorzugt an?

Martin Möller: Vorab sei gesagt, dass das Thema Wohnungssuche/ Immobilien und Betrug schon seit längerem einher geht. Täter bieten oftmals Wohnungen im Netz an, die nicht existieren oder noch bewohnt sind. Dabei wird dann mit günstiger Miete, niedriger Mietsicherheit oder/ und guter Lage geworben. Teilweise werden Immobilien auch aus dem Ausland oder im Ausland angeboten. Neuerdings werden Ferienwohnungen angemietet und dann mit einem „falschen“ Makler echte Besichtigungstermine angeboten. An diesen sollen Vorauszahlungen zur Reservierung fließen, die dann letztlich den Vermögensschaden beim Betrugsopfer bedeuten.

Wie kommen Sie dabei an das Geld von Wohnungsinteressenten? Dieses wird ja eigentlich erst nach Erstellung eines Notarvertrag überwiesen.

Martin Möller: Verlangt werden in der Regel Reservierungs- oder Besichtigungsgebühren, Handgelder, eine Vorab-Kaution oder schon erste Mieten im Voraus. Eine andere Variante wäre die der zu verkaufenden Immobilie, die als mangelfrei angeboten wird, nach dem notariellen Vertrag sodann das Geld fließt und sich im Anschluss erhebliche und kostspielige Mängel zeigen. Hier geht es dann teilweise um den vollständigen Kaufpreis.

Sind Betrüger ausschließlich an Geld interessiert oder geht es dabei auch um Datenklau?  – Wie können diese Betrüger die Daten nutzen?

Martin Möller: Ein Betrug im Sinne des § 263 StGB hat immer eine Vermögensverfügung und einen daraus resultierenden Vermögensschaden zum „Erfolg“, kurzum: Betrügern geht es in erster Linie ums Geld. Selbstverständlich können aber auch private Daten begehrtes Ziel der Betrüger sein. Hier wird man z.B. als Opfer von einem Immobilienportal aufgefordert, einen bestimmten Link anzuklicken oder Zugangsdaten zu bestätigen, mit dem Ergebnis der ausgelesenen Daten oder dem Aufspielen einer Schadsoftware. Auch Kopien von Personalausweisen werden gern gefordert. Mit diesen illegal erlangten Daten können Täter dann die Identität der Opfer bei anderen Vorgängen vorspiegeln, um authentisch zu wirken.

Wie kann man beispielsweise „Fake-Anzeigen“, also gefälschte Immobilienangebote, auf Immobilienwebsites einfach erkennen? Welche Indizien gibt es?

Martin Möller: Hier sind Indizien z.B. eine notwendige Vorauszahlung, eine ausländische Firma als Vermieterin oder Hausverwaltung oder die Überweisung auf ein ausländisches Konto. Alles was nach gesundem Menschenverstand merkwürdig, also abseits der Norm erscheint. Auch kann man sowohl online als auch real überprüfen, ob eine „bezugsfertige“ Wohnung in der Nähe nicht vielleicht doch bewohnt ist, indem man die Adresse abfährt. Oftmals erkennt man dann auch den Zustand der Gesamtimmobilie – und ob diese überhaupt existiert.

Kann man effektiv etwas tun, wenn man Opfer von Immobilien-Betrügern wurde? Oder anders gefragt: Worauf sollte man achten, um nicht Opfer zu werden?

Martin Möller: Auf jeden Fall muss man Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstatten. Es ist zwar oft schwierig, ausländische Täter oder deren IP-Adressen zu ermitteln, aber die Polizei ermittelt und vergisst in der Regel auch nicht, sodass ggf andernorts ein gleicher modus operandi zum Aufspüren der hiesigen Täter führen kann. Bei Überweisungen sollte man über die Bank versuchen, eine Rückbuchung zu erreichen. Sollte ein Immobilienportal benutzt worden sein, sollte die falsche Anzeige auch dort gemeldet werden, um Wiederholungsfälle für andere zu vermeiden. Alles was mit Vorkasse zu tun hat, sollte als Warnsignal verstanden werden. Widersprüche zwischen Bildern und Text, Rechtsschreibfehler, Bildern wie aus einem Prospekt, schlechtes Deutsch oder Englisch, kopierte Anzeigentexte, auffällige Emails mit Anhängen…

Was tun die Immobilienportale im Internet, um die Kunden vor Betrug oder Phishing zu schützen? Könnte man da noch mehr tun?

Martin Möller: Immobilienportale setzen Algorithmen und technische Filter ein, verdächtige Objekte schon vorab als „Fake“ identifizieren zu können. Ebenfalls gibt es eigene Abteilungen, die auf das Durchsehen von verdächtigen Anzeigen spezialisiert sind. Den Kunden müssten aber Warnungen meines Erachtens präsenter und wirksamer gemacht werden, da letztlich die Not und Eile, die bei der Wohnungssuche oftmals eine Rolle spielen, die späteren Opfer im Vorfeld unachtsam werden lassen.

Herr Möller, vielen Dank für das Gespräch!

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