Christophe Aßmann: Hoch im Kurs stehen Rad- und Wanderreisen in Deutschland

Interview mit Christophe Aßmann
Christophe Aßmann ist Leiter Vertrieb Ameropa-Reisen GmbH. Mit ihm sprechen wir über Deutschland als Reiseziel, Bedürfnis nach Urlaub und Erholung sowie Bedeutung von Bewertungen.

Eine Analyse von Trivago deutet darauf hin, dass die Deutschen ihren Urlaub vermehrt im eigenen Land verbringen. Welche Auswirkung stellen Sie im Tagesgeschäft fest?

Christophe Aßmann: Die Deutschen haben ihre Heimat als Reiseziel neu entdeckt. Als Spezialist für erdgebundene Reisen in und um Deutschland verzeichnen wir eine sehr große Nachfrage nach Urlaub in der Heimat. Die Buchungseingänge für Deutschland liegen ein Vielfaches über dem Niveau des Normaljahres 2019. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit einhergehenden eingeschränkten Reisemöglichkeiten haben vielen Menschen die Schönheit und Vielfalt deutscher Städte und Regionen neu vor Augen geführt. Dabei fällt auf, dass viele Kunden sich für längere, hochwertigere und erlebnisreichere Reisen im eigenen Land entscheiden als noch vor der Pandemie. Offensichtlich hat sich durch die Beschränkungen ein großes Bedürfnis nach Urlaub und Erholung aufgestaut.

Die meisten Urlauber entscheiden sich für beliebte Regionen wie Nord- und Ostsee, die bayerischen Alpen und den Bodensee. Auch Städte mit viel Grün, wie Dresden oder Hamburg verzeichneten ein deutliches Wachstum. Stark nachgefragt wird in diesem Jahr beispielsweise Erfurt. Die thüringische Landeshauptstadt zieht durch die Bundesgartenschau viele Besucher an. Ebenfalls hoch im Kurs stehen Rad- und Wanderreisen in Deutschland. Gerade diese Reisearten spiegeln den Wunsch nach einem nachhaltigen Urlaubserlebnis wider. Als Reiseveranstalter mit fast 70 Jahren Erfahrung ist Ameropa für diese Trends gut gerüstet. Wir bieten für jeden Reisewunsch das passende Angebot: von der klassischen Städtereise, über Aktivurlaub in den Bergen oder an den Seen, per Bahn, Rad oder zu Fuß, bis hin zum Badeurlaub an den deutschen Küsten.

Glauben Sie, dass Deutschlands Beliebtheit als Reiseziel auch nach Corona noch Bestand haben wird?

Christophe Aßmann: Wir sind fest davon überzeugt, dass das Reiseland Deutschland auch nach Abflauen der Corona-Krise als Urlaubsziel attraktiv bleibt. Deutschland steht ja bereits seit Jahren unangefochten an der Spitze der beliebtesten Urlaubsreiseziele der Deutschen, auch schon vor der Corona-Pandemie. Die abwechslungsreiche Landschaft – von den bayerischen Alpen bis hin zu Nord- und Ostsee –, die reiche Geschichte und die Fülle an kulturellen Angeboten bieten Reisenden eine große Auswahl an Möglichkeiten. Auch mit Blick auf nachhaltiges Reisen entscheiden sich immer mehr Menschen für einen Urlaub in Nahzielen. Unsere Bahn + Hotel-Angebote eignen sich dafür ideal, denn sie hinterlassen einen möglichst kleinen CO2- Fußabdruck. Darüber hinaus hat die Pandemie bei vielen Menschen zu einem veränderten Urlaubsverhalten geführt. Große Menschenansammlungen werden vermieden, der Trend geht ganz eindeutig „raus in die Natur“. Auch bei Städtereisen zieht es die Kunden ins Grüne. So wählen sie z.B. ein Stadthotel in Dresden, gehen tagsüber in der Sächsischen Schweiz wandern und genießen abends die kulinarischen und kulturellen Annehmlichkeiten in der Stadt.

Welche Chancen sehen Sie in der aktuell hohen Nachfrage für lokale Anbieter?

Christophe Aßmann: Lokale Anbieter wie Hotels können den aktuellen Boom der Deutschland-Reisen nutzen, indem sie ihr Angebot einem möglichst breiten Publikum zugänglich machen. Hotelpartner, die mit uns zusammenarbeiten, sind nicht nur online auf www.ameropa.de, sondern auch in über 7.400 Reisebüros, in den Bahnhöfen mit DB-Reisezentrum und telefonisch buchbar. Das Ameropa-Portfolio umfasst derzeit über 35.000 Hotels in 59 Ländern, mit Schwerpunkt in Deutschland und den Nachbarländern.

Welche Risiken bergen vermehrte Nachfragen nach Stornierungsoptionen für Ihren Geschäftszweig?

Christophe Aßmann: Das Risiko liegt darin, dass Kunden sich dazu hinreißen lassen, für gleiche Reisetermine parallel verschiedene Leistungen zu buchen und kurz vor Reiseantritt alle bis auf eine wieder zu stornieren. Es werden kurzfristig wieder Kapazitäten frei, die durch erneute Vermarktung gefüllt werden müssen. Das stellt Leistungsträger wie Veranstalter vor neue Herausforderungen. Aber Flexibilität gehört für Kunden in diesen dynamischen Zeiten zu den wichtigsten Voraussetzungen bei der Reisebuchung. Deshalb haben wir unsere Flex-Rate eingeführt und gewähren Kunden damit die größtmögliche Sicherheit. Bis 14 Tage vor Anreise können sie gebührenfrei und ohne Angabe von Gründen stornieren oder umbuchen. Der zusätzliche Schutz kann noch bis 30. September 2021 für Paketreisen aus Hotel & Bahnfahrt, Städtereisen und Urlaubsreisen inklusive Ferienwohnungen und Freizeitparks in Deutschland und Europa sowie individuelle Schweiz-Rundreisen im Reisezeitraum bis einschließlich 31. Dezember 2021 abgeschlossen werden. Auch Zusatzleistungen wie Eintrittskarten für Musicals oder Vergnügungsparks sind durch die Flex-Rate, die schon ab 29 Euro buchbar ist, abgedeckt.

Diese Regelung gilt nicht für Rad-, Wanderreisen, Schnittstellenhotels, Glacier Express Excellence Class, geführte Schweiz Rundreisen, Bahn-Erlebnisreisen (außerhalb der Schweiz) & das Produkt Bahn-Wandern.

Für wie wichtig erachten Sie die Rolle von Bewertungsoptionen auf Google/Tripadvisor etc.?

Christophe Aßmann: Nach der Empfehlung durch Freunde/Bekannte sind Kundenbewertungen eine immer wichtigere Quelle für die finale Entscheidungsfindung der Kunden. Wir nutzen beispielsweise HolidayCheck auf unserer Webseite und freuen uns, dass wir in unabhängigen Kundenumfragen immer wieder ganz oben auf den Ergebnislisten im Bereich Reiseveranstalter stehen.

Lohnt es sich für kleinere lokale Anbieter, Benefits für Bewertungen anzubieten?

Christophe Aßmann: Bewertungen werden als umso relevanter betrachtet, je höher die Anzahl der Bewertungen ist, die für die Gesamtbenotung zugrundgelegt wird. Von daher sind lokale Anbieter gut beraten, möglichst viele Bewertungen einzusammeln. Benefits sind dazu jedoch nicht geeignet, da dabei der Eindruck erweckt wird, man wolle sich die Bewertungen erkaufen.

Herr Aßmann, vielen Dank für das Gespräch!

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