Norbert Unterharnscheidt: Der Ausbau von Windenergie geht zu langsam voran

Interview mit Norbert Unterharnscheidt
Norbert Unterharnscheidt ist Firmengründer, Geschäftsführer & Gesellschafter e.systeme21 GmbH. Mit ihm sprechen wir über Energiebedarf, Energiewende sowie CO2-Einsparziel.

Wind, Sonne und andere erneuerbare Energien haben 2020 rund 43% des deutschen Energiebedarfs gedeckt. Müssen wir um die Energiewende fürchten oder sie gar vertagen?

Norbert Unterharnscheidt: Die erneuerbaren Energien haben sogar nur 10% des Energiebedarfs aller drei Sektoren Strom, Wärme und Mobilität gedeckt. Wir dürfen ab sofort nicht nur an Strom denken, wenn es um CO2 Einsparung und Klimaschutz- bzw. Klimaanpassungsmaßahmen geht.

Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) zeigen, dass die Windenergie flächenübergreifend um rund 20% eingebüßt hat. Liegt es an der Natur, Politik oder fehlender Technik?

Norbert Unterharnscheidt: Der Ausbau von Windenergie geht zu langsam voran, weil das Genehmigungsverfahren mit 5-7 Jahren pro Standort zu lange dauert. Es wäre mal interessant zu wissen, wie viele Projekte im Rahmen des Genehmigungsverfahrens endgültig abgelehnt wurden. Dann würde sicherlich klar werden, dass die Verfahren in vielen Fällen abgekürzt werden können. Man sollte zu Beginn des Verfahrens feststellen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Antrag auf Errichtung einer Windanlage abgelehnt werden wird. Und wenn diese Wahrscheinlichkeit deutlich unter 50% liegt, dann sollte das Verfahren abgekürzt werden.

Die Politik hat die höheren Klimaziele beschlossen, aber können sie überhaupt erreicht werden, angesichts rückläufiger Ausbauzahlen beim Wind?

Norbert Unterharnscheidt: Ja, denn es fehlt nur der klare und gemeinsame politische Wille, die beschlossenen Ziele in Maßnahmen schnell umzusetzen. Es fehlt auch ein Masterplan für die Umsetzung der nötigen Maßnahmen.

Was muss bei der Stromerzeugung geschehen, um das höhere CO2-Einsparziel zu erreichen?

Norbert Unterharnscheidt: Die Erzeugung erneuerbarer Energien muss weiterhin steuerlich und regulatorisch bevorteilt werden, z.B. durch die Belastung von fossilen Brennstoffen mit einer CO2 Abgabe. Das ist doch ein gutes und funktionierendes Mittel. Aber die Einnahmen aus der CO2 Abgabe müssen auch zu 100% dem Ausbau erneuerbarer Energien zugutekommen.

Was sind die Trends bei erneuerbaren Energien? Wohin geht die Zukunft?

Norbert Unterharnscheidt: Die Zukunft liegt in der intelligenten Kombination aus Erzeugung erneuerbarer Energien mit der Energie-Speicherung in Form von Wasserstoff. Und zusätzlich muss der Energieverbrauch durch vielfältige Energie-Effizienz-Maßnahmen optimiert und so weit wie möglich an die Erzeugung in zeitlicher und mengenmäßiger Hinsicht angepasst werden. Dies geschieht zum Beispiel auch durch die Umwandlung von überschüssiger Energie im Sommer mittels Elektrolyse in Wasserstoff, der später bei Bedarf in allen drei Sektoren eingesetzt werden kann.

Herr Unterharnscheidt, vielen Dank für das Gespräch!

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